Ethik in der Pferdezucht?
Die Ethik baut als philosophische Disziplin allein auf das Prinzip der Vernunft.
Als Züchter kommt man nicht umhin, den selbstgestellten Idealismus immer aufs Neue auch zu prüfen und alltagstauglich umzusetzen. Grundsätzlich unterscheidet sich die Zucht auf Erhaltung (kleiner Ausgangspopulationen) von der Pferdeindustrie für die generellen Marktansprüche des Sports. Zwangsläufig muss man Pferde abgeben bzw. verkaufen, um weiter züchten zu können. Das ergibt sich durch beschränkte Ressourcen, als auch dem Anspruch, für die stetige Entwicklung der Zucht andere Pferde gezielt einsetzen zu können. Wie hoch der individuelle Qualitätsanspruch an die eigene Zucht ist, hängt ganz entscheidend vom Hintergrund des Züchters ab. So wie die Verpaarung von Elterntieren bester Noten selten das gewünschte Ergebnis bringt, gibt es auch immer wieder positive Überraschungen bei augenscheinlich weniger vielversprechenden Anpaarungen. Daher sollte für eine reelle Bewertung einer Zucht der Schnitt, sowie eine angestrebte Abwesenheit grober Mängel als Bezugspunkt dienen.
Fakten in Wikipedia zum Maghreb
Naturräumlich umfasst Nordwestafrika unspezifisch die Atlantikküste von etwa der Höhe der Kapverden bis Gibraltar und die Mittelmeerküste bis zur Großen Syrte mitsamt dem Hinterland. Die Fläche des Maghreb beträgt knapp 6 Millionen Quadratkilometer. Auf diesem Gebiet ergibt sich bedingt durch verschiedene Klima- und Bodenzonen eine erstaunliche Vielfalt innerhalb der Arten und deren Subtypen. Das betrifft natürlich auch das Berberpferd, welches in seiner Vielfalt unbedingt erhalten werden sollte. Die Vielfalt und die rassespezifischen Eigenschaften sollten oberste Priorität der Zuchtbemühungen in Europa sein, keinesfalls erreicht die Modifizierung oder gar „Verschlimmbesserung“ nach europäischen Maßstab einen Fortschritt für den Berber.
Ethische_Grundsaetze_2017 ein bedeutsames Dokument der FN in Zeiten, wo Höchstleistung und Gewinn die gesamte Pferdezüchter- und Reiterwelt auf den Prüfstand stellt.
Mythos-Berberpferd-Yassine-Jamali
Als symbolträchtige Rasse Nordafrikas, spielt das Berberpferd seit der Antike eine außerordentlich wichtige Rolle. Seine Charaktereigenschaften machten es zu einem begehrten und wichtigen Reittier für Krieg, Jagd und Rennen. Zudem brachte der Berber für alle Pferderassen, mit denen er gekreuzt wurde, eine hervorragende Verbesserung. In nahezu allen Sportpferderassen und in einigen Arbeitspferderassen finden sich mehr oder weniger alte Anteile vom Berberpferd in der Abstammung. Interessanterweise ist dieser Einfluss viel weniger bekannt und beansprucht worden als jener des Vollblutarabers, jenem anderen Veredler der europäischen Rassen, auf den man sich gerne beruft, zweifelsohne, weil dieser nicht in Vergessenheit geraten ist, wie der Berber.
Die Dynamik der Pferdezucht nimmt stetig zu. Wissenschaft, Sport, Konkurrenz und die Suche nach Superlativen formt die Mehrzahl der aktuell bekannten Pferderassen. Inklusive des allgemeinen Trends zur Veredelung halten wir das modifizieren von ursprünglichen Rassen für eine kritische Tendenz. Vielmehr sollte das Pferd auf die nötige Robustheit für umweltbedingten Druck, für die Vielschichtigkeit der Freizeitreiter, die gehobenen Ansprüche in seriösen Ausbildungswegen, den heute enormen Aufwänden für gute Pferdeversorgung und damit folglich „Haltbarkeit“ selektioniert werden. Unter diesem Anspruch zerschlägt sich die Empfehlung für moderne Selektionen größtenteils.
Auch wenn man Papiere nicht reiten kann, so spricht die Nutzung, Gesundheit und die Begabung von Vorfahren in der Tierzucht eine deutliche Sprache. Das bedeutet gleichzeitig eine große Verantwortung für den Züchter bei Zucht und Aufzucht – sowohl für das potenziell erreichbare Maximum – als auch die Entscheidungen des weiteren Lebensweges eines Pferdes betreffend . So stellt der bleibende Kontakt mit Pferdebesitzern am Ende die einzige Möglichkeit dar, wie der Züchter das Pferd aus seiner Zucht dauerhaft bewerten kann. Diese Informationen sind essentiell für die züchterische Vorgehensweise – und gleichzeitig sollten, möglichst passend, Pferd und zukünftiger Mensch gewählt werden. Die Übereinbringung von Suchkriterien der Reiter, auf den Pferdebestand des Züchters, stellt neben dem Rassestandard damit einen wesentlichen Einfluss auf die Pferdezucht dar. Eine familäre Zucht – wie die unsere – kann daher nur über einen spezialisierten, möglichst gut und ehrlich erklärten Zuchtgedanken für potenzielle Liebhaber die nötigen Entscheidungskriterien bieten.
Im Idealfall bleibt besonders gelungene Nachzucht bei uns, und wir wählen mit diesem Anspruch an korrekte Statik, gute Reitpferdeeigenschaften, familientauglichen Charakter, Gesundheit, Belastbarkeit und nicht zum Schluss auch optische Vorlieben unsere Anpaarungen aus. Wir verkaufen Pferde, um weiter züchten zu können – nicht anders herum. Wir möchten Ihnen ein typvolles Pferd bieten, dass beim Reiten und im Umgang durch große Freude und möglichst Unkompliziertheit besticht. Wir züchten keine Statuen, sondern lauffreudige und arbeitsame Pferde, wie Sie in Nordafrika und Iberien noch heute teilweise im Arbeitseinsatz zu sehen sind. Entgegen vieler Behauptungen, stellt die dabei nötige Intelligenz und körperliche Selbstsicherheit gepaart mit Stolz mancher „Charakterpferde“ eine Herausforderung dar im Laufe der Ausbildung. Für Ihren eigenen Willen, ihre Kreativität und Einzigartigkeit schätzen wir unsere Pferde – auch wenn die meisten weit entfernt sind, vom Status „Hund zum Reiten“. Unsere Ansprüche erkennen Sie an unseren Pferden – optisch und im Verhalten.
Mit fortschreitender Entwicklung der Medizin werden sich Vielfalt und Diagnostik zu Erbkrankheiten stetig entwickeln. Etliche der Erbkrankheiten und Dispositionen sind mittlerweile erforscht und über Gentests kann für einige Erkrankungen schon eine Aussage bezüglich der genetischen Disposition bzw. dem Erkankungsstatus getroffen werden.
Bislang (Stand 2017) sind ca. 120 verschiedene Erbkrankheiten beim Pferd identifiziert, wobei man die erblichen Erkrankungen in monogen und polygen vererbte beziehungsweise multifaktoriell bedingte Erkrankungen einteilen sollte für eine Bewertung in der Pferdezucht. Auch das Berberpferd ist von dieser Problematik nicht ausgenommen.
Wir als Züchter sind in der Verantwortung, entsprechend sorgfältig – aber auch angemessen – mit dieser Problematik umzugehen. Insbesondere die kleine Population des Berberpferdes und die, teils überproportional genutzten Linien gegenüber gefährdeter genetischer Basis, stellen eine besondere Herausforderung dar. Auch wurde in der Vergangenheit der Umgang mit vermuteten, teils genetisch bedingten Dispositionen gern für zuchtpolitsche oder persönliche „Feldzüge“ genutzt. Das ist im Sinne der Rasse-Erhaltung dekonstruktiv.
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